Wer auf Amazon nicht ausschließlich eigene Produkte kauft, kennt das Problem: Artikel, die von verschiedenen Verkäufern angeboten werden bzw. von den Amazon-Kunden bezogen werden können, sind auf einem harten Konkurrenzkampf ausgesetzt. Ausgespielt wird meistens der billigste Verkäufer mit der korrespondierend besten Performance (die sogenannte BuyBox ist komplex… doch mehr dazu später). Es macht wenig Sinn, sich Produkte manuell vorzunehmen und die Preise händisch täglich zu ändern, da die meisten Konkurrenten auf automatisierte Tools setzen, die z.B. beständig einen Cent niedriger gehen als die anderen Verkäufer. Gewinnen kann hier nur, wer ebenfalls aufrüstet. Eines dieser Tools haben wir für euch getestet: Sellerlogic.

Was ist die Buybox?

Grundsätzlich unterscheidet sich Amazon von vielen anderen Marktplätzen (wie z.B. eBay) unter anderem dadurch, dass nicht jeder Verkäufer selbst ein Produktlisting erstellt, sondern zusammen auf einem singulären Produktlisting („ASIN“) verkauft wird, was für den Kunden übersichtlicher ist und einen (im wahrsten Sinne des Wortes) günstigen Preiskampf verursacht. Welches Produkt am Ende im Einkaufswagen des Kunden landet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Besonders wichtig sind u.a.:

  • Versand durch Amazon (auch bekannt als FBA) oder Eigenversand (auch FBM oder FBS genannt)
  • Alternativ kostenloser Versand
  • Positive Verkäuferbewertungen
  • Kurze Lieferzeiten
  • Vor allem jedoch: Der Preis
Die Amazon BuyBox ist von verschiedensten Faktoren abhängig...

Die Amazon BuyBox ist von verschiedensten Faktoren abhängig…

Ein dynamisches und konfigurierbares Preistool

Wir haben bisher mit sogenannten Preisrobotern eher durchwachsene Erfahrungen gemacht. Oft waren die Tools nicht dynamisch, soll heißen: Es konnte lediglich eine Ober- und Untergrenze festgelegt werden, ohne dabei verschiedene Strategien zu berücksichtigen. Dies führte oft dazu, dass Artikel „im Minus“ verkauft wurden (z.B. wenn sich der Einkaufspreis ändert, das Tool aber darauf nicht reagiert) oder weil Kalkulationen für jeden Artikel manuell durchgeführt werden mussten (z.B.: FBA-Kosten, Versandkosten und Werbung, die nicht richtig in den letztendlichen minimalen Verkaufspreis eingerechnet wurden).

Bei Sellerlogic gibt es die Möglichkeit, einen Einkaufspreis festzulegen, wobei Versandkosten, FBA-Gebühren usw. oft nach Kategorie automatisch kalkuliert werden. Das funktioniert leider nicht immer, aber meistens, was eine nicht zu unterschätzende Zeitersparnis ist: Der absolute Nullpreis wird von Sellerlogic berechnet, während der minimale Verkaufspreis entweder als fixer Wert oder als prozentueller Margenbereich berechnet werden kann.

Zusätzlich sind verschiedene weitere Strategien anwendbar:

  • Buybox: Optimiert den Preis auf den bestmöglichen BuyBox-Wert, ohne dabei den EK unnötig zu drücken
  • Position: Ermöglicht es, den Preis anstatt auf Platz 1 der BuyBox auf Platz 2 oder einen beliebigen anderen Wert zu optimieren
  • Gleicher Preis: Der Verkaufspreis wird an den eines beliebigen Konkurrenten angepasst
  • Push: Eignet sich vor allem für den Abverkauf schlecht laufender Produkte bzw. die bessere Platzierung dieser
  • Manuell: Ermöglicht die Zusammensetzung einer eigenen Strategie unter der Berücksichtigung vieler Parameter
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Zwischenfazit

Die Anzahl der Strategien ist enorm umfangreich, wenngleich wir vor allem die BuyBox-Strategie verwenden. Neben den erwähnten vordefinierten Formen sind in jedem Fall zahlreiche weitere detaillierte Optionen auswählbar, die in ihrer Fülle teilweise fast zu undurchsichtig geraten. Dennoch ist die Verfolgung einer bestimmten Verkaufsstrategie für uns nun leichter als je zuvor. Gleichzeitig laufen wir nicht Gefahr, Produkte im Minus zu verkaufen, und erhalten einen transparenten Überblick bzgl. unserer Preisgestaltung. Die Dashboard-Darstellung ist intuitiv und nach einer kurzen Einarbeitungsphase leicht verständlich.

Umfangreiche strategische Optionen

Umfangreiche strategische Optionen

Geeignet vor allem für größere Verkäufer und Pan-EU-Händler

Besonders gefällt uns die Filterfunktion des Dashboards: Es können Produkte (neben weiteren Auswahlkriterien) nach bereits erfolgter Optimierung oder auf ASIN-Basis angezeigt und gefiltert werden. Das Tool gestaltet sich hier übersichtlicher als Amazon Seller Central selbst und läuft auch stabiler.

Vor allem gefällt uns, das wir nicht ständig zwischen den Marktplätzen wechseln müssen: Produkte können in einem Rutsch in allen Märkten bearbeitet werden (darunter auch Amazon.co.uk sowie die weiteren Pan-EU-Märkte und Amazon.com). Hier fehlt uns jedoch noch eine Funktion, ein und dieselbe Optimierung schnell für alle Artikel durchzuführen (Beispiel: Schuhe oder Hosen mit verschiedenen Größen). Es ist zwar ein Import per Excel möglich, allerdings haben wir hier noch nicht hundertprozentig durchgeblickt. Eine Massenabfertigung ähnlicher Artikel über das grafische Interface wäre eine enorm zeitsparende Funktion, die derzeit jedoch nur rudimentär vorhanden ist. Gleichzeitig ist vor allem die Ersteinrichtung vor allem für Verkäufer mit vielen Angeboten zeitraubend.

Fazit

Sellerlogic ist ein Tool, das uns zwar in der Einrichtung viel Zeit gekostet hat, uns ab diesem Zeitpunkt aber unglaublich viel Zeit spart. Dazu tragen vor allem die Kalkulationen und die vordefinierten Strategien bei, gleichzeitig gefällt uns das übersichtliche Dashboard. Das automatische Pricing selbst greift und kann auch gesteuert werden, sodass es erst zu bestimmten Zeitpunkten aktiviert wird (z.B. um einen Preisverfall zu verhindern).
Einige Funktionen sind etwas unübersichtlich gestaltet, die Massenbearbeitung funktioniert nicht so ganz, wie wir es uns wünschen, grundsätzlich können wir Sellerlogic jedoch guten Gewissens empfehlen – vor allem für größere und international aktive Amazon-Verkäufer ist ein Preistool ein Muss. Und ein besseres haben wir noch nicht gefunden.

Klaus Forsthofer